"Die Geschichte des Konzeptes "Gesamtkunstwerk" ist mit der Entdeckung verbunden, daß jede Wahrnehmungsaufgabe, also auch monomediale Malerei, Plastik, Grafik oder Musik immer zugleich alle sinnlichen und intellektuellen Wahrnehmungen stimuliert. Die Auffassung, daß Malerei nur das Auge, Musik nur das Ohr, Plastik nur den Tastsinn, Architektur nur den Raumsinn stimuliere, entspricht nicht den tatsächlichen Vorgängen in der menschlichen Wahrnehmung." Bazon Brock
Das Ausbildungsmodul "Die Suche nach dem Gesamtkunstwerk" der "Kunstwerkstatt 21" in der Mosaikbauschule Dortmund unter der Leitung von Robert Kaller (Master of Fine Arts) hat in einem komplexen Anforderungsprofil von architekturgebundener Performance, Zeichnung und Malerei, Relief und Mosaik samt der dazugehörigen Farbgestaltung ein umfassendes künstlerisches Erfahrungs- und Lernangebot gemacht.
Die Studenten der Kunstwerkstatt (https://www.mosaikbau-schule.de/kunstwerkstatt ) sind engagiert und vertiefend in die Problematik der angelegten Fragestellungen eingestiegen. Erfahrungen an konkreten Auftragsprojekten des Atelier Kaller und die begleitenden kunstgeschichtlichen Betrachtungen haben die handwerklich künstlerische Arbeit vertieft und erweitert.
In einer Performance die verbunden war mit der Suche nach „einem eigenen Standpunkt“ hat jeder Student sich in einer markanten Geste „geerdet“. Diese Erdung wurde in einem Foto festgehalten und dann malerisch zeichnerisch verwandelt, transformiert in eine eigene künstlerische „Geste“, mal naturalistisch mal transformierend in eine andere „Gestalt“.
Und schon war man drin, in der Verbindung von Skulptur, Malerei und mosaic die jetzt an denen im letzten Module erstellten Reliefe geübt wurde.
Die Beschäftigung mit Josef Beuys, der Besuch und die Auseinandersetzung mit einer Skulpturengruppe des Atelier Robert Kaller im Zusammenhang mit einer Holocaust Gedenkstätte und nicht zuletzt die Beschäftigung mit einer von außen kommenden Anfrage zur Gestaltung von Pflanzkübeln in Dortmund Derne macht das Modul zu einem abwechslungsreichen und ineinander verflochtenen Ereignis von unterschiedlichsten „Kunststreben“ und Fragestellungen.
Das Gespräch über die soziale Kraft und die Aufgabe der Kunst zog sich wie ein roter Faden durch das Modul der Kunst. Die Studenten verkündeten lautstark gemeinsam den Satz:“ Ich bin Künstler“ als sie begriffen hatten, daß dies jeweils ein individueller Beschluss ist.
„Kunst verfügt in ihrer gestaltenden, persönlichkeitsformenden Wirkung auf das Individuum über eine Kraft, die erheblich an der Genesis einer sozialen Atmosphäre beteiligt ist und zudem selbige spiegelt. Im Resultat liegt damit die Wahrnehmung einer direkten Wirkung vor: auf den individuellen Menschen, auf die allgemeine Kultur und auf das gesamte Lebensgefühl einer Zeit und künftiger Zeitalter.
Die Lyrikerin Hilde Domin, charakterisiert die Wirkung von Kunst mit dieser vielzitierten Position: „Das Ende der Kunst wäre ein Weltzustand, wo Menschen nicht mehr unterscheiden können zwischen dem, was ist, und dem, was möglich wäre: in anderen Worten, die vollendete Barbarei.“
(aus Dissertation Robert Kaller/ Kunst-Macht-Wirkung /Kunst als Interaktionsmodus im Spannungsfeld individueller Entwicklung und gesellschaftlicher Konstitution / Universität Potsdam/humanwissenschaftliche Fakultät)
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